Seminare & Vorträge


There will be blood — Zur Darstellung des Politischen im Film
Wochenend-Seminar

"Medien prägen unsere Welt. Schnell, pulsierend und mit der suggestiven Kraft der Bilder schaffen sie ihr eigenes Universum. Insbesondere Kinder und Jugendliche müssen daher möglichst früh lernen, mit Inhalt und Ästhetik der Medien umzugehen. Die Filmbildung als Teil der Medienbildung vermittelt Kenntnisse für einen kritischen, kreativen und nicht zuletzt genussvollen Umgang mit Filmen." (BpB)

Das gilt auch für Erwachsene und auch für den politischen Film. Dabei wird Politik zunächst sehr weit als Gestaltung der Angelegenheiten des Gemeinwesens gefasst. Darunter lassen sich sehr viele Filme subsumieren, denn jeder Film ist irgendwie politisch. Im engeren Sinne wird ein Film zum politischen Film, wenn er eine politische Absicht bzw. eine politische Analyse verfolgt oder eine Kritik an den politischen Ausformungen formuliert. Dabei spielen Machtverhältnisse ebenso eine Rolle wie Gesellschaftsstrukturen und ihre Ideologien.
Das Seminar beginnt mit einer Begriffsbestimmung des Politischen und zeigt anhand jeweils sechs Beispielen aus der Spiel- bzw. Dokumentarfilmgeschichte, wie unterschiedlich Politik im Film vermittelt sein kann. Die Spannweite reicht von monumentalen Spielfilmen wie THERE WILL BE BLOOD (2007, Paul Thomas Anderson), der in eindrucksvollen Bildern das Entstehen der Öl-Industrie im frühen 20. Jahrhundert thematisiert, bis hin zu der Pseudo-Dokumentation STRAFPARK (1971, Peter Watkins), die eine USA der nahen Zukunft schildert, in der politische Gegner vorbeugend in Haft genommen werden. Anhand längerer Ausschnitte aus den Filmen sollen gemeinsam die politischen Implikationen intensiv diskutiert und diese in einem weiteren Vermittlungsschritt einer Kritik unterzogen werden. Im Mittelpunkt stehen Filme, die für ihr politisches Thema eine angemessene ästhethische Gestalt gefunden haben und so eine gleichberechtigte Kritik an Form und Inhalt zulassen. Die Filmauswahl soll zudem einen breiten Einblick in die Themen des politischen Films ermöglichen, so dass Filme über u.a. Migration, Gender, Ökonomie und Nationalsozialismus zur Sprache kommen.

Das Seminar findet als Wochenendseminar statt (2x 7 Stunden) und richtet sich an Filminteressierte mit oder ohne Vorkenntnisse.

Termine

20. & 21.05.2023: Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung



Bilder der Wirklichkeit — Einführung in den Dokumentarfilm
Wochenend-Seminar

Das unmittelbare Material des Dokumentarfilms ist die Wirklichkeit. Diese ist in ihrer Komplexität jedoch nicht vollständig abbildbar. So unterliegt auch das dokumentarische Arbeiten sehr unterschiedlichen Einschränkungen: formal-ästethischen genauso wie ethischen oder erkenntnistheoretischen.

Das Wochenend-Seminar möchte den Versuch einer Einführung in den Dokumentarfilm unternehmen und die Möglichkeiten und Grenzen des Mediums ausloten. Was ist eigentlich ein Dokumentarfilm? Welche unterschiedlichen Spielarten gibt es? Wie kann man einen „guten” von einem „schlechten” Dokumentarfilm unterscheiden? Inwieweit eignen sich Dokumentarfilme für die politische Bildungsarbeit?

Diese und viele weiteren Fragen sollen anhand zahlreicher Beispiele aus der Dokumentarfilmgeschichte gemeinsam diskutiert und beantwortet werden. Neben den Klassiker des Dokumentarfilms wie »Nanuk, der Eskimo« (1922) wird es sowohl um den politischen und feministischen als auch um den ethnografischen Dokumentarfilm und um Sport- und Geschichtsdokumentationen gehen. Darüber hinaus sollen gleichberechtigt auch formal-ästethische Entscheidungen wie im „direct cinema” oder im Essayfilm zusammengefasst analysiert werden.

Mehr noch als im Spielfilm stehen im Dokumentarfilm vor allem Fragen der Haltung und der Perspektive der Filmschaffenden im Fokus. So gilt es auch einen Blick auf jene Filme zu werfen, die ihre Protagonist/innen in voyeuristischer oder sonstiger ethisch fragwürdiger Absicht vorführen und ausbeuten. Und schließlich sollen Beispiele des experimentellen Dokumentarfilms die Teilnehmenden an die Ränder des Mediums führen. Das Seminar findet als Wochenendseminar statt (2x 7-8 Stunden) und richtet sich an Filminteressierte mit oder ohne Vorkenntnisse.

Termine

28. & 29.05.2022: Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung



Harry Potter und die Monoform — Zur Ästhetik und Funktionsweise des Blockbusters
Workshop

Die acht Verfilmungen der Harry Potter-Romane von J. K. Rowling gehören mit einem Gesamteinspielergebnis von rund 7,7 Milliarden US-Dollar weltweit zu den umsatzstärksten Produktionen der Filmgeschichte. Durch umfangreiche Marktforschung und Testvorführungen wurden die Filme auf das weltweite Massenpublikum zugeschnitten. Die alldurchdringende Warenförmigkeit dieser Filme spiegelt sich in ihrer Ästhetik und der standardisierten Narration. Ausgehend vom konkreten Gegenstand soll in diesem Workshop gemeinsam eine filmwissenschaftlich fundierte Formkritik herausgearbeitet werden. Das intensive Sehen zahlreicher Ausschnitte aus den Filmen ermöglicht das Kennenlernen filmanalytischer Techniken, um die Ästhetik und Funktionsweise des Blockbusters zu verstehen. Dies führt schließlich zu Peter Watkins und seiner Kritik der monoform als umfassende, allgegenwärtige Medienhegemonie. Der Workshop richtet sich an Filminteressierte ohne Vorkenntnisse.

Termine

22.11.2021: AStA der Universität Oldenburg



Orte der Vernichtung — Zur Repräsentation der Shoa im Film
Tagesseminar oder Vortrag

Wenige geschichtliche Ereignisse werden so häufig im Film thematisiert wie die Vernichtung der europäischen Juden. Die inhaltlichen Ausprägungen und die gewählten ästhetischen Konzepte könnten dabei nicht unterschiedlicher sein. Im Kern berühren alle diese medialen Produkte — bewusst oder unbewusst — die Frage nach der grundsätzlichen Darstellbarkeit von vergangenen Ereignissen. Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass (fast) keine dokumentierenden Filmbilder der konkreten Vernichtung und ihrer Orte existieren. Daher sind alle Filmemacher/innen, die zum Thema arbeiten, darauf angewiesen, Bilder zu konstruieren — oder auf die Bilder der Täter zurückzugreifen und damit ihren Blick zu übernehmen. Dies bringt eine erhebliche Anzahl von inhaltlichen und ästhetischen Entscheidungen mit sich, die zu treffen sind. Gestaltet als einführender Überblick zur Repräsentation der Shoa im Film werden in diesem Online-Seminar ausgewählte Spiel- und Dokumentarfilme mit sehr unterschiedlichen ästhetischen Zugängen zum Thema vorgestellt. Leitend wird die Frage sein, welche ästhetischen Mittel benutzt werden und wie diese Mittel auf die Zuschauer wirken. Dabei wird es auch um die Frage gehen, welche Ästhetiken angemessen erscheinen und welche nicht. Dieses Urteil soll durch das Anwenden von filmwissenschaftlichen Methoden adäquat begründet werden. Durch das Kennenlernen von spezifisch filmanalytischen Begriffen wird den Teilnehmer/innen ein Instrumentarium an die Hand gegeben, das die befähigt, sich kritisch mit der filmischen Repräsentation der Shoa zu beschäftigen. Sie lernen zu verstehen, wie die Filme gemacht sind, welche standardisierten Formen und Konventionen es gibt und wie diese vermieden werden.

Die Veranstaltung ist in zwei Formen möglich: entweder als ausführliches (Online-)Tagesseminar (7-8 Stunden) oder als komprimierter (Online-)Vortrag inklusive Diskussion (3 Stunden).

Termine

07.11.2020: Veranstaltungen zur Ideologiekritik Münster (Online-Vortrag)
08.11.2020: Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung (Online-Vortrag)
27.01.2021: AStA der Universität Oldenburg (Online-Vortrag)
07.04.2021: Bündnis gegen Antisemitismus Köln (Online-Vortrag)



Look now! Einführung in die Analyse von Spielfilmen
Wochenend-Seminar

Jeden Tag strömen unzählige Abbilder der Wirklichkeit auf uns ein. Ob fiktional oder dokumentarisch — sie sind immer nur ein Ausschnitt der Wirklichkeit, also eine vermittelte Realität.
Das Sehen von Spielfilmen ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Dennoch ist die Kenntnis künstlerischer Ausdrucksformen, besonders filmsprachlicher Mittel, im Allgemeinen unterentwickelt. Anders als bei der Literatur, deren Erzählformen in der Schule erlernt werden, gibt es dort kaum Heranführungen an die ästhetischen Gestaltungsmittel des Films. Auch Erwachsene sehen sich Filme an und haben Spaß daran. Die Filmrezipienten begegnen dem Film meist als Freizeitunterhaltung. Die Filmkritik geht einen Schritt weiter und versucht sich an einer Einordnung des Gesehenen. Sie stellt Zusammenhänge her und fällt ein mehr oder weniger gut begründetes Urteil. Die Auseinandersetzung ist dabei geprägt durch das Primat der Handlung. Filmrezensionen beschäftigen sich hauptsächlich mit dem Narrativen, dem Inhalt. Die Form gerät in den Hintergrund. Ein Film ist jedoch die Einheit von Form und Inhalt.
Die Filmanalyse hingegen versucht das Nachdenken über Film zu systematisieren. Sie reflektiert das Medium gezielt und interessengeleitet und macht ihre Erkenntnisse intersubjektiv nachvollziehbar. Sie geht über das spontane Nachdenken über Film hinaus und führt zu einer systematischen, methodisch reflektierten Beschäftigung mit dem Medium. Das Kennenlernen von spezifischen Begriffen schärft die sinnliche Wahrnehmung und gibt ein Instrumentarium an die Hand, dass die Teilnehmer*innen befähigt, sich kritisch mit filmischen Produkten zu beschäftigen und ihr Urteil adäquat zu begründen. Sie lernen zu verstehen, wie Filme gemacht sind, welche standardisierten Formen und Konventionen es gibt und wie diese ggfs. unterlaufen werden.
Nicht zuletzt bietet die Filmanalyse die Möglichkeit zur Vervollkommnung der künstlerischen Geschmacksbildung. Durch das Illustrieren der Analyse mittels zahlreicher Filmbeispiele aus dem Fundus der Filmgeschichte, vermittelt das Seminar zudem einen Eindruck der vielfältigen Möglichkeiten des Mediums und liefert einen ersten Einblick in die Filmgeschichte.

Das Seminar findet als (Online-)Wochenendseminar statt (2x 7-8 Stunden). So gibt es genug Raum und Zeit, die einzelnen Aspekte des Films intensiv zu diskutieren. Es werden Papier und Stift bzw. digitale Möglichkeiten zur Anfertigung von Notizen benötigt.

Termine

05.09.2020: Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung (Online)
30. & 31.10.2021: Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung